Fastnachtssamstag gehört die Straße in Mainz der Jugend

Der Jugendmaskenzug in Mainz ist der größte seiner Art in Europa. Und er hat eine lange Geschichte.

Seit 1950 gibt es nach Ende des Zweiten Weltkrieges wieder einen Rosenmontagszug in Mainz. Und schon 1956 hatte der damalige Geschäftsführer des Verkehrsvereins, Dr. Robert Schmidt, mit einigen Mitstreitern die Idee, den Fastnachtssamstag zu beleben. Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Mainzer Straßencarneval (AMS) wurden Ideen entwickelt und AMS-Vorsitzender Paul Schalk wollte das „Schnorren“, also das maskierte Herumziehen von Weinlokal zu Weinlokal, wieder beleben. Das gelang nicht, da die Jugend, die dieses Brauchtum vor dem Kriege pflegte, kein wirkliches Interesse zeigte. Paul Schalk kam daher die Idee, mit Kindern eine neue Tradition aufzubauen. Partner sollten die Schulen sein, um das althergebrachte Brauchtum des Volkscarnevals neu aufleben zu lassen. Die Kinder und Jugendlichen sollten mit bunten Kostümen und originellen Maskengruppen in einem eigenen Maskenzug das frohe Treiben in die Stadt tragen.

1957 war es dann soweit, der erste Kindermaskenzug zog durch die Straßen, am stärksten unterstützt von den Volksschulen, einigen Gymnasien, aber auch von den amerikanischen Schulen und deren Militärbands. Im Gegensatz zu den Erwachsenen gibt es von Anfang an einen Kinder- und Jugendprinzen als Souverän der eigenen Jugendfastnacht.

Im Jahre 1958 wurde der Maskenzug vom rheinland-pfälzischen Kultusministerium als schulische Veranstaltung anerkannt, mit der Empfehlung, ihn als Pflege des heimatlichen Brauchtums nach Kräften zu unterstützen. Dies war wichtig, denn ohne den Werkunterricht und das persönliche Engagement der Lehrer wäre die Qualität der Maskengruppen niemals zu erreichen gewesen.

1965 wurde der Umzug in „Mainzer Jugendmaskenzug“ umgetauft. Durch diese Umbenennung versprach man sich eine Qualitätsverbesserung in der Gestaltung der verschiedenen Gruppen, denn die älteren Schülerinnen und Schüler sollten eingebunden werden. Auch die Einführung der Materialkostenerstattung diente diesem Ziel.

Seit 1968 wird die Zugfolge des Jugendmaskenzuges im offiziellen Zugprogramm des Rosenmontagszuges mit abgedruckt. Seit dieser Zeit steht der Jugendmaskenzug unter einem jährlich wechselnden Motto, praktisch als kleiner Leitfaden für die eigene Ideenproduktion. Der Südwestrundfunk überträgt seit 1978 den Zug live in seinem TV-Programm.

Im Jahre 2006 wurde nach 40 Jahren erstmals wieder ein Kinderprinzenpaar installiert. Anna-Sophie I. und Prinz Oliver I. übernehmen aus Anlass des 150-jährigen Bestehens der Kleppergarde, die Regentschaft über den Jugendmaskenzug. Und im Jahre 2007 fand der 50. Jugendmaskenzug statt. Insgesamt 4.000 Kinder nahmen am Jubiläumszug teil.

In der Kampagne 2019 und 2020 fand der Zug nicht mehr an jedem Fastnachtssamstag statt, sondern zwei Wochen vor den großen Feiertagen. In den Jahren 2019 und 2020 gab es in Rheinland-Pfalz Winterferien. Dadurch war eine Durchführung der Veranstaltung an Fastnachtssamstag nicht mehr möglich. Der Bereitschaft und dem Engagement der teilnehmenden Gruppen war es zu verdanken, dass auch zwei Wochen früher ein toller Zug für die Kinder und Jugendlichen durch die Straßen ziehen konnte. Sonst hätte eine alteingesessene und beliebte Traditionsveranstaltung aufgrund bürokratischer Vorgaben nicht mehr stattfinden können.

 In den Corona Jahre 2021 und 2022 musste der Jugendmaskenzug, so wie alle Veranstaltungen rund um die Fastnacht, ausfallen und es würden kreativpausen genutzt um neue tolle Themen und Kostüme zu kreieren.

Im Jahre 2023 wurde erstmals in der 66-jährigen Geschichte des Jugendmaskenzuges ein
Mädchen alleinige Prinzessin. Bis dato waren diese nur in Kinderprinzenpaaren
in Erscheinung getreten.
In einem feierlichen Rahmen wurde die zum Zeitpunkt der Inthronisierung 8-jährige Luise Bott von Andreas Schepp, dem 1. Vorsitzenden des Verkehrsvereins Mainz der den Jugendmaskenzug veranstaltet, und Oberbürgermeister Nino Haase feierlich in ihr Amt eingeführt.
Luise hat ihre fastnachtliche Heimat in den Reihen des Mainzer Narrenclubs
und der Garde der Prinzessin. Wir sind stolz, dass wir erstmals eine Prinzessin für
das Amt gewinnen konnten. Luise ist bis in die Haarspitzen motiviert und freut
sich auf ihr närrisches Amt.
Sie führt die Mainzer Jugend seit dem 66. Mainzer Jugendmaskenzug.

Auch der 67. Jugendmaskenzug im Jahr 2025 wird von unserer Lousie I. regiert und unter dem Motto:

Mit Musik wird die Fassenacht
Zur vierfachbunten Klangespracht.
Die Jugend kleppert, tanzt und singt,
wenn der Narrhallamarsch erklingt!

führt Sie knapp 5.700 Kinder an.